Wes Brot ich ess, des Lied ich sing: Stellantis bedient die MAGA-Klientel mit Klischees und grenzwertigem Pathos.


23.05.2025

Kurz nach Beginn des Handelskonflikts hat Stellantis Anfang April begonnen, sich demonstrativ hinter die MAGA-Agenda zu stellen und nachdrücklich zur Geschichte und den Werten der USA zu bekennen. Dabei gab es für jede Marke unterschiedliche Spots, die eiligst aus vorhandenem Material zusammengestellt wurden. Jeep sah sich dabei als "America's most patriotic brand. Then, now, forever.". Wobei es für die "most patriotic brand" offenbar keine Rolle spielt, dass Stellantis ein europäischer Konzern mit Sitz im niederländischen Hoofddorp ist. Wenn es um MAGA geht, darf man nicht kleinlich sein. Schließlich lässt sich auch der Vordenken Donald Trump nicht von störenden Fakten irritieren.


Eine erneute Charme-Offensive bezieht alle vier Marken Chrysler, Jeep, Dodge und Ram ein. Inhaltlich ist es das gewohnte Bild, eine Mischung aus Tradition, Stolz auf das Erreichte und Blick in die Zukunft. Neu ist, dass Stellantis schon sehr früh den 250. Geburtstag der Vereinigten Staaten einbezieht, der im kommenden Jahr ansteht und den Trump zweifellos ausgiebig nutzen wird. Auf der Website des Weißen Hauses läuft schon jetzt der Countdown. Danach sind es noch 406 Tage..


Die Feiern zum 250. Jubiläum der Unterzeichnung der Declaration of Independence werden von der parteiübergreifenden Organisation America250 geplant und durchgeführt, deren exklusiver Autosponsor die Marken Chrysler, Dodge, Jeep und Ram sind. Von jeder Marke wird es Special Editions geben, was zu einer absurden Situation führt: Ein Konzern mit Sitz in den Niederlanden feiert Amerika mit einem Chrysler-Sondermodell, das in Kanada produziert wird.


Eindrucksvolle patriotische Auftritte sind für Stellantis kein Neuland, bereits 2011 sorgte der ikonische Super Bowl Spot "Born on Fire" mit Eminem für viel Beachtung. Mittlerweile ein Klassiker des amerikanischen Marketings war es seinerzeit der erste 2-Minuten-Spot in der Geschichte des Super Bowls. Und der Auftakt weiterer epischen Werke, unter anderem mit Clint Eastwood (Halftime in America), Bruce Springsteen, Bob Dylan und zuletzt Harrison Ford.


Bei "Born on Fire" hat neben den starken Schwarz/Weiß-Bildern auch die markante Voice-Over von Schauspieler Kevin Yon einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen. Er ist im Oktober 2018 verstorben, doch mit Hilfe von AI konnte Stellantis seine Stimme - mit Erlaubnis seiner Familien - für den neuen Spot wiederbeleben:


"When you think of Chrysler, Dodge, Jeep and Ram,

think of everything this country still stands for.

Because that’s what we’re made of.

And America made us."