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Die Non-Profit Organisation The Lincoln Project liefert ein weiteres beunruhigendes Beispiel dafür, was uns mit AI-generierten Spots erwartet.

19.02.2024

Es ist keine Überraschung, dass die Parteien bei ihren Wahlkampf-Kampagnen die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz testen. Überraschend ist höchstens, welche Inhalte dabei schon jetzt entstehen. Dabei laufen sich die Kampagnen gerade erst warm.

Der neueste Spot der Non-Profit Organisation The Lincoln Project nutzt AI für eine besonders aggressive Idee. Den Versuch, zu erahnen, was der Vater von Donald Trump zu den aktuellen Entwicklungen sagen würde. Etwa zu der Verurteilung zu einer Geldstrafe durch ein New Yorker Gericht, weil er den Wert seiner Unternehmen und Immobilien viel zu hoch angesetzt hat. Das vermutete Urteil von Fred Trump fällt drastisch aus: "Donny, I always knew you'd blow it. You were always a fool. A joke, low rent." So deutlich geht es eine Minute lang weiter, etwa mit "I'm ashamed you have my name." oder "How did a son of mine turn out so damn dumb? The brand I built is crap because of you. You're trash. You'll be lucky to stay out of jail."

Aus Marketingsicht ist der Spot aufschlussreich, weil er in Bild und Ton weitgehend AI-generiert wurde. Am Ende gibt es zwar einen entsprechenden Warnhinweis, aber da hat sich die gewünschte Botschaft schon in das Gedächtnis der Zuschauer eingeprägt. Auch wenn nichts daran real ist: "This ad was generated in whole or substantially by artificial intelligence. This video has been manipulated by technical means and decipts speech or conduct that did not occur."

Die teils massiven Kampagnen der PACs (Political Action Committee) sind ein festes Element im amerikanischen Marketing, für die großen TV-Networks sind die millionenschweren Budgets eine wichtige Einnahmequelle. Unter PAC versteht man in den USA eine Organisation oder Gruppe, die eine Partei, einzelne Politiker oder aktuelle Themen und Entscheidungen unterstützt und durch hohe mediale Präsenz aktiv Einfluss ausübt. Für Marketing-Experten sind dabei die mitunter recht ungewöhnlichen Konzepte und Strategien interessant. 

The Lincoln Project ist schon häufiger damit aufgefallen, dass sie sehr schnell auf aktuelle Ereignisse und Entwicklungen reagieren. Sie schalten ihre Botschaften in den Networks, noch während das betreffende Thema in Nachrichten und Talkshows behandelt wird und steuern damit ihre Sicht der Dinge bei. Wobei die Organisation auch in der Kürze der Zeit eindrucksvolle Spots mit hohem Aufmerksamkeitswert entwickelt, die im besten Fall zum Nachdenken und Abwägen anregen.

The Lincoln Project ist auch deshalb bemerkenswert, weil die Organisation nicht etwa von demokratischen Unterstützern, sondern von aktuellen und ehemaligen Mitgliedern der Republikanischen Partei gegründet wurde. Was man angesichts der teils heftigen Angriffe auf Donald Trump nicht vermuten würde.